#PERSPEKTIVEN
throwback or looking forward?
Blickrichtung, Blick nach vorne oder zurück, Sonnenuntergang, hinterm Horizont geht's weiter, Rückspiegel

Mein Songtipp für Momente wie diese:
Almost home – Keston Cubblers Club

"Man muss aufwärts blicken, um die Sterne zu sehen" (Hermann Sendelbach)

ZEIT FÜR EINE RÜCKSCHAU...

… oder aber lieber den Blick nach vorne richten? Vielleicht ist auch das eine mit dem anderen verbunden. In dem wir uns ansehen, was passiert ist, wo wir Jetzt gerade stehen, entwickeln sich möglicherweise auch Perspektiven, wohin es gehen kann. 

Und warum schreibe ich über dieses Thema in meinem ersten Beitrag. Ganz intuitiv, lautet die Antwort. Scheinbar rührt es mich, wie schön das Hinter uns Liegende ist oder bewegt es mich gerade, darüber nachzudenken, was kommen wird. Sicher Spannendes, viel Neues, viel Aufregendes, sicher viel Wunderbares und ich werde es Willkommen heißen, mit dem Schatz, den ich aus dem Zurückliegenden mitnehmen durfte. Dieses Kapitel hier kann ich nur schreiben, weil ich im throw-back-mood dankbar bin für all die Verbindungen, die ermöglicht haben, hier Buchstaben tippen zu dürfen; das war durchaus eine 2022ger Reiseroute mit Zielen, Pausen, Umwegen, und manchmal hätte ich Sauerstoffflaschen gebraucht, weil mir der Atem ausging. Den Weg jedoch als Ziel zu empfinden, hat mir ermöglicht, offen, vertrauensvoll und v.a. gemeinsam Schönes zu entwickeln.

Ich selbst nutze ganz intuitiv, ohne Kalendariat, die spät-herbstliche Zeit gern dafür, dem Jahr in all seiner Tiefe nachzuspüren. Eventuell liegt dies daran, dass Körper und Geist in dieser Zeit eher auf das Innen umstellen, während draußen in der Natur ein Sterbeprozess von statten geht. Wir ziehen uns mehr zurück, erleben den so genannten Herbstblues und genießen die wärmend-wohlige Atmosphäre, die den ein oder anderen melancholischen Moment aufwirft.

Gelegenheit, alte Wunden zu betrachten, sich sorgsam ihrer anzunehmen, sich vielleicht deren Linderung zu widmen und sich schließlich kraftvoll, zuversichtlich Neuem anzuvertrauen. Meine liebe Freundin & Kollegin, hat dies ganz einfühlend mit einem federleichten Vögelchen auf dem Ginko-Kraftbaum aquarelliert. 

Als ich diese Woche im Auto saß und den bezaubernden Sonnenuntergang im Rückspiegel beobachten konnte, wurde mir warm um’s Herz ob der Schönheit, die es einzufangen galt, ehe die Farben wieder verblassten. Je wertschätzender ich annehmen kann, was hinter uns liegt, was wir geschafft haben, desto vertrauensvoller kann ich meinen Blick auch nach Vorn richten – auch wenn das in diesem Fall eine ganz ordentlich trübe Suppe war. 

 

 

UNSER GANZ PERSÖNLICHER BLICK ZURÜCK

Die Kraft, die zur Herbstzeit überwiegend von innen heraus zu schöpfen ist, brauche zumindest ich für den Jahresendspurt. Um die Adventszeit als solche erleben und feiern zu können, bin ich froh, mich Ende November ein wenig den Reflexionsprozessen hingeben zu können und lasse tatsächlich Revue passieren, was los war. Sicher haben diese Prozesse Übergangsphasen, die nicht an eine Zeitschaltuhr gebunden sind, dennoch erlebe ich die folgende Adventszeit als recht eigenständige Wochen im Jahr und bin froh, wenn vorher Fotos des (fast) zurückliegenden Jahres sortiert sind und sich Neujahrsgedanken bereits ein wenig entfalten durften. 

So halte ich just am heutigen Tag die Adventskalender (@Rosemood – ihr seid zauberhaft) für die Patinnen von Sophie in den Händen, die ich am ersten Adventswochenende verschicke bzw. übergeben darf. Der Blick schweift zu solch wundervollen Momenten und lässt Highlights aufflammen, die nur durch die Gestaltung des Kalenders wieder aus dem Hinterstübchen hervorgelockt werden konnten und gerade am heutigen Tag einer gewissen Schwere Leichtigkeit verschaffen, weil sie die 2022ger Narration in ein positiveres Licht rücken. 

Neben der schönen Erinnerungen aus einer hyggeligen Zeit in Dänemark, vieler neuer räumlicher Veränderungen, positiv laufenden Umstrukturierungen, machen sich jedoch auch die Kraftakte des Jahres im Energietank bemerkbar. Veränderungen muss ein System auch tragen können und alle Familienmitglieder sind irgendwie daran beteiligt – das war vermutlich mitunter das Anstrengendste in diesem Jahr, das geprägt war von Neuerungen. Dazu gesellten sich eine Corona-Infektion zu einem Zeitpunkt, der auf Energietanken geeicht gewesen wäre, fortfolgende Erkrankungen der Kinder und großfamiliäre Veränderungen, die uns als Familie nachhaltig belasten. Resilienz spielt in diesem Szenario eine nicht zu unterschätzende Rolle; ich bin froh, dass wir all den Energiefressern etwas entgegen zu setzen haben und feiere unsere protektiven Faktoren klammheimlich (oder jetzt eher  nicht mehr heimlich ;)). 

Das sicher Wertvollste für den Rückblick ist das Entdecken leuchtender Kinderaugen zu vielerlei unterschiedlichen Erlebnissen, was mich ein wenig besänftigt und mein Mamaherz hüpfen lässt. Im Novembernebelsuppenblues tauchen doch immer wieder die Momente auf, wo mir die Berge zu hoch erscheinen und ich mache mir klar, dass wir als Familie viel zusammen erleben durften, was das Leben lebens- und genießenswert macht!

Für jeden gibt es unterschiedliche Herangehensweisen, in Erinnerungen zu schwelgen, längst vergessene Momente wieder aufflammen zu lassen oder alte Geschichten zu erzählen. Mir zu eigen ist eine bebilderte Form des Tage/Wochen/Monatsbuchs. Als Medium für kleine Kinder erhalten Fotos noch einmal mehr ihre Legitimität – jeder kann auf seinem Niveau Bilder betrachten und dazu erzählen.

 

DER WERT FOTOGRAFISCHER FAMILIENREPORTAGE

Ich empfinde die fotografische Familienreportage als einen wertvollen Schatz der Erinnerungen und mag es, all die darin liegenden Emotionen in der Retrospektive zu betrachten – sie rücken subjektives Empfinden manchmal gerade. Ebenso wertvoll finde ich es, liebe Mitmenschen so ein Stück teilhaben lassen zu können und Verbindungsmomente zu ermöglichen. Mit den Kindern ist das Betrachten von Fotoalben, wie ein persönliches Bilderbuch anzusehen; den Mehrwert für die Kinder wie uns Erwachsene schätze ich sehr und die Vielfalt der Angebote, die es auf dem Markt gibt – in jeder Preissparte zu jedwedem Geschmack – ist unübertrefflich. Gerne verweise ich an dieser Stelle mit unbezahlter Werbung z.B. an ROSEMOOD atelier. In Kombination mit Textelementen wird das Fotobuch zu einem Journal, Erinnerungen können hier um lustige Anekdoten, Gruselgeschichten oder jedwede andere Erzählung ergänzt werden, wovon ich großer Fan bin. Um noch einmal auf die Analogie mit dem Rückspiegel zurück zu kommen – ich hielt diesen leuchtenden Himmel sicher intuitiv fest, weil ich traurig werde, wenn schöne Erinnerungen und das Leuchten verblassen. Fotografisch festgehaltene Momente behalten somit ihre Leuchtkraft und wir können die Erinnerung als Schatz mit in die Zukunft transportieren und dadurch die sichtbaren Ressourcen in Zeiten des Mangels/ der Erschöpfung/ des Pessimismus aktivieren. Immer wenn ich ein Fotobuch oder eine Geburtstagsfotogirlande für die Kinder anfertige, habe ich die Vision, dass sie später gern darin blättern und Geschichten zu erzählen haben, die die Lebendigkeit mit ihren Höhen und Tiefen darstellbar macht – so man denn auch Momente festhält, die nicht nur lustig oder herzig waren, sondern vielleicht auch Frust oder Traurigkeit zeigen.

Sicher ist das auch ein Privileg unserer Zeit, aber warum dies nicht nutzen? Selbst wünschte ich mir manchmal, mehr bebilderte Geschichten aus meiner Kindheit spüren zu dürfen, um das eine oder andere Gefühl veri- oder falsifizieren zu können. Dann blättere ich leider in Fotoalben mit weitestgehend leeren Seiten von Geburtstag zu Weihnachten, um darauf gestellte Portraits zu entdecken von einem Kind das reagiert hat auf „jetzt einmal schön schauen!“ So war das damals! Ich wünsche mir, dass es in Zukunft nicht so ist und möglicherweise sind meine Kinder irgendwann gar nicht daran interessiert, Bilder aus Kindheitstagen anzusehen – aber vielleicht ihre Kinder oder ich setze mich mit Mann & Wein auf’s Sofa wenn die Kinder von Dannen gezogen sind und wir genießen ein paar sorgenfreie Momente 😉

Für jene Menschen, die weniger gern mit Fotoapparaten/Smartphones etc. anfangen können, gibt es natürlich auch andere Möglichkeiten, Erlebtes festzuhalten/ niederzuschreiben/ plastisch darzustellen – aber ich mag ja authentisch daran teilhaben lassen, wofür mein Mamaherz schlägt. Und deswegen freue ich mich jetzt unheimlich auf die bevorstehende Adventszeit, die neben Urlauben doch das meiste Dateivolumen frisst… Jetzt bereite ich mal einen Adventskranz vor, den ich natürlich versuche, so in Szene zu setzen, dass ich ein schönes Foto knipsen kann.

Bis bald mit Grüßen aus dem Karussell der Gedanken inmitten hyggeliger Adventsmomente,

Kathrin

Weitere
Gedanken