#DÄNEMARK, die Erste!
Hey, Moment mal! Was ist hier eigentlich verdreht? Zwei Erlebnisberichte, die nicht miteinander vergleichbar sind und doch nebeneinander stehen müssen! Vielleicht hat es "Dänemark, die Zweite!" als smoothere Variante gebraucht, denn der Stachel steckte im wahrsten Sinne des Wortes tief 😉 EIN FRAGILES SYSTEM UND DAS AUSMAß ZU HOHER ERWARTUNGEN! Ein vor Monaten geschriebener Beitrag, den ich nicht dem Papierkorb überlassen will, weil mir das Beschreiben der Tiefpunkte & der Umgang damit bedeutsam erscheinen. #kleinestrauma und #fehlerkultur

#THROWBACK!
Gedankenimpulse aus einem sehr persönlichen Reisejournal

Ich mag dich gerne – ein halbes Jahr zeitversetzt – mitnehmen auf eine dänische Reise zu den Abgründen überzogener Erwartungen. Wer kennt das nicht? Man malt sich in den kühnsten Vorstellungen grandiose Bilder aus, spürt förmlich den weichen Sand unter den Füßen und dann kommt alles ganz anders. 

Gerade dann, wenn man die dringende Erholung nach erschöpfenden Phasen allzu sehr herbeisehnt und sich dafür besonders schöne Momente schaffen will, kracht es erst richtig und man fragt sich, wo eigentlich der Punkt war, an welchem das Ziel schon überschritten war. 

Der kleine Tagebuchauszug darf aufzeigen, warum einem fragilen System (hier episodisch unser Urlaubsteam) Ruhe besser steht als neue Impulse, die in schier unaufhaltbarem Tempo eine Dynamik an den Tag legen, dass der Cortisolspiegel vermutlich dem einer PTBS (Posttraumatischen Belastungsstörung) gleicht. Deswegen gleich vorweg… Ich bin ein großer Fan von Oscar Wilde’s: „Am Ende wird alles gut, wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende!“

In der systemischen Praxis gibt es allerdings die Devise, dass ein Mehr vom Gleichen besser manchmal durch einen anderen Gang ersetzt werden sollte. So also diesmal nicht die Insel Mön sondern Nordjütlands Skagen 😉

 

Ein Sixpack auf Mön!

Seit Wochen und Monaten freute ich mich schon auf die kleine Fotoreise mit meinen Lieben zu Møns Klint, den beeindruckenden Kreidefelsen Dänemarks Südküste. Das was ich dann aber darüber schreiben konnte, ähnelt wohl eher einem komödiantischen Familienthriller und war in dieser Form natürlich wenig Bestandteil dessen, was man sich in einem romantischem Kopfkino so vorstellen würde. Ein paar wenige gute Fotoimpressionen einer verwunschen-magischen Landschaft machen wenig deutlich, wie meine Gefühlsachterbahn beim damaligen Ausflug auf und ab sauste, aber mein Steckenpferd soll ja bleiben, positiv zu konnotieren ;).

Deswegen nun erst einmal ein paar herrliche Impressionen dieser traumhaften Kreidefelseninsel, fernab von Rügens Trubel, in seiner Besonderheit jedoch höchst wertgeschätzt. Wir haben im Frühjahr lange überlegt, ob wir einen Nord- oder Ostseeurlaub machen wollen, die imposanten Kreidefelsen haben sich gegen eine zu dieser Jahreszeit noch viel zu kalte Nordsee dann aber auch deswegen durchgesetzt, weil mein Bedürfnis nach Hygge-Konservierung so enorm war.

Als wir die Treppe bergab gingen, habe ich fest daran geglaubt, das Schlimmste dieses Tages sei überwunden, die Folgen werden lösbar sein und die aufflammenden Sorgen werden nun einfach mit den Wellen davongetragen… für eine Zeit lang fühlte es sich dann auch genau so an. Die Finger an den meterhohen Kreidefelsen samt der Verewigung der weißen Spuren auf den Hosen, das Plätschern und Bejubeln geworfener Steine ins Meer bzw. das Klappern auf anderen Steinen und Raunen weil sie eben doch nicht weit genug geflogen sind sowie der Duft der salzigen sanften Meeresbrise – eine herrliche Mischung verschiedener Erlebnisse auf allen Sinneskanälen.

Den Fotos erkennt man es von Außen betrachtet nicht an – die Sonnenbrille als obligatorisches Strandaccessoires vertuscht unabsichtlich, dass mein Mann nicht mehr im Besitz seiner normalen Brille ist. Die wurde nämlich von einem Dinozahn durchlöchert. Nein, kein Scherz, keine Zeitreise, nix zu viel Phantasie – gebissen wurde er nämlich von selbigem – in den Kopf! Seht selbst 🙂

Um der Situationskomik ihren gebührenden Platz zu erteilen und vielleicht auch als Verarbeitungsstrategie, musste ich darüber schreiben. Lustig war das in dem Moment natürlich gar nicht. Wie so etwas passieren kann? Ich weiß es ehrlichgesagt auch nicht 100%ig – die Museumskamera könnte es wohl beweisen… Als Besucher des GeoCenters, die vor der Forschungswanderung mit den Kindern erst einmal auf die Spuren der Dinosaurier gehen wollten, wurden wir wahrlich Opfer derselben. Hätte unsere kleine Tochter dieses Szenario gesehen, hätte sie wohl nie wieder einen NichtAlptraum – so kommt sie hoffentlich mit dem Schrecken über eine zerstörte Papabrille und etwas Tumult über die blutende Hinterkopfwunde sowie den ausgebrochenen Zahn des Mesosaurus davon. Einen ordentlichen Schrecken hatte aber auch unser Großer. Er war leider der ‚Übeltäter‘; ohne seine Sorge um Papas Kopf, der diesen unbeirrt in das weit aufgerissene Maul des Mesosaurus steckte und dabei eine beängstigende Grimasse zog, wäre es lediglich ein Horrorbild für die nächste Halloweensause geworden. Eliah stieß seinen Kopf aus dem Maul der Sauriernachbildung heraus, wodurch ein unterer Zahn die Brille aufspießte und sich zwei Oberkieferzähne in die Kopfhaut meines Mannes bohrten. Dass die Scherben der Kunststoffglasbrille nur das Lid leicht verletzten, war in der ganzen Geschichte vermutlich das größte Glück. Meine Gefühlsachterbahnfahrt wiederhole ich während des Schreibens noch einmal, aber bekanntlich ist nach der Fahrt ja vor der Fahrt und ich darf noch ein wenig weiterberichten… 

Am Besten wären wir nach dieser Aktion einfach nach Hause gefahren. Aber kennt ihr das? Man braucht jetzt einfach noch was für’s Gemüt… oder was, das einem solch‘ einen Schrecken aushalten lässt. Aber während die Achterbahn voller Fahrt voraus ist, trifft man nur paradoxe, wenig konstruktive Entscheidungen – das Nervensystem ist völlig überfrachtet und das Einzige, das in solch einem Moment wirklich hilft, ist eine sanfte Verarbeitung des Erlebten. Die Wahrnehmung der Gefühle, die Akzeptanz gleicher und ein milder Umgang miteinander. Stattdessen setzt ein völlig wüster Mechanismus ein, der das Gegenüber in eine Art MACHDASSDERTAGNOCHGUTWIRD-Bringschuld-Modus ein. Konkret:

Es gab am Strand einige schöne Erlebnisse, die Wanderung treppab mit toller Aussicht und der kindlichen Vorfreude auf den besonderen Strand am hohen Felsen. Wir haben pausiert und das Dasein genossen. Bis zum Rückweg. Wir haben das Schild, auf welchem hätte stehen müssen, dass die mittlere Treppe gesperrt ist, nicht gesehen. Vielleicht stand es nirgends, vielleicht hatten wir aber auch schlicht keinen Blick dafür. Egal. Wir – 3 kleine Kinder mit 3 großen Trägern – mussten uns zwischen der demotivierenden Wanderung zurück oder der äußeren Treppe in ungewisser Entfernung entscheiden. Natürlich macht es auch keinen Sinn, halsüberkopf aufzubrechen und in einer Art Schock & Panik zu verharren. 

#destroy und eben KEIN gutes Ende!

Erschöpfende Anstrengung. 

Körperlich unbefriedigte Bedürfnisse. 

Wut, viel Wut. 

Deswegen eine kaputte Autotür. 

Wut, noch mehr Wut.

So hätte es niemand gewollt! Gerade die Dinge, die so richtig toll werden sollen, werden so richtig k…!!!

In der Rückschau ist mir natürlich klar, dass Dinge auch unabhängig von der individuellen Situation schlicht unter einem schlechten Stern stehen können. Das ist manchmal eben so und können wir nicht ändern. Was wir aber schon ändern können, ist unser Umgang mit Erwartungshaltungen. Unser Umgang mit Scheitern. Für mich macht es einmal mehr deutlich, wie wichtig der Fokus auf das Miteinander aushalten in solchen Momenten ist. Wir haben nicht das Beste daraus gemacht, obwohl wir es quasi zwanghaft versucht haben. Wir sind destruktivem Aktionismus auf den Leim gegangen. Deswegen will ich ermutigen, für Ruhe & Besinnung in Momenten, wie diesen. Wenn du spürst, dass solche oder so ähnlich gelagerte Situationen auch Bestandteil deiner Geschichtsschreibung sind, schreibe mir gerne… ich bin neugierig und lösungsorientiert gleichermaßen und plädiere für eine neue Art der #fehlerkultur. Scherben in Bedachtsamkeit wegwischen! Sich der Gefühle Aller annehmen! Gemeinsam eine Lösung suchen! Das Hamsterrad reflektieren!

Ehrlichgesagt, saß ein klein wenig Sorge mit im Auto auf der Fahrt nach Dänemark, die Zweite! Ich habe sie recht schnell in unseren Jetbag verfrachtet und stattdessen Vertrauen & Zuversicht einen Platz im vollgepackten Auto gegeben und bin wahrlich erleichtert, nicht wieder von derartigen Ereignissen berichten zu müssen.

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